Pop-up-Radweg in Berlin-Kreuzberg im Frühjahr 2020.

Pop-up-Radweg in Berlin-Kreuzberg im Frühjahr 2020. © ADFC/S. Tosic

Erfolgsfaktoren für Schnellausbau von Radinfrastruktur

Was sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren, damit Kommunen den Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur beschleunigen und so lebenswerter werden können. Das fasst das ADFC-Projekt InnoRADQuick hier zusammen.

Mit den vorgestellten Beispielen zeigt der ADFC im Projekt InnoRADQuick, wie Städte erfolgreich den Ausbau von Radverkehrsinfrastruktur beschleunigen und gleichzeitig lebenswerter werden können.

Denn Radverkehrsförderung ist kein Selbstzweck, sondern zahlt immer auf eine lebenswerte Umgebung für alle Menschen, Klimaschutz und Verkehrssicherheit ein.

Erstens: Politischer Wille

Wichtigster Schlüssel zum Erfolg ist der politische Wille, den Radverkehr schnell und effizient auszubauen. Nur mit einer konsequenten politischen Führung lässt sich ein Umdenken in der Verkehrspolitik erreichen und Prozesse in den Verwaltungen und bei der Umsetzung optimieren.

Dazu gehört auch, dass etablierte Prozesse und Abläufe hinterfragt und gegebenenfalls neu definiert werden. Politik muss sich ihrer Verantwortung bewusst werden, Städte menschengerechter und lebenswerter zu gestalten. Ohne den politischen Willen wird es keine Veränderung geben.

Zweitens: Veränderung in der Verwaltung wagen

Sevilla und viele US-amerikanische Städte haben bei der Radverkehrsförderung teilweise bei null angefangen. In Berlin und Utrecht hatte der Radverkehr bereits einen deutlich größeren Anteil am Modal Split. Aus ihren individuellen Voraussetzungen hat die jeweilige Stadt ein für sie praktikables Konzept entwickelt.

Alle Verantwortlichen in den Beispielstädten haben die für sie möglichen Spielräume und finanziellen Mittel genutzt, um die vorhandenen Strukturen zu verändern und ein Umdenken in der Verwaltung anzustoßen.

Die schnelle Umsetzung der Konzepte in allen Städten war dadurch geprägt, das verschiedene Prozesse gleichzeitig abliefen: Es wurde mit der Umsetzung begonnen, obwohl noch nicht alles im Detail geplant und geklärt war.

Die Bereitschaft der Beteiligten, Probleme im Laufe des Prozesses zu lösen, hat wesentlichen Anteil am Erfolg der Konzepte und ist Teil des agilen und taktischen Ansatzes, den die Stadtverwaltungen verfolgt haben.

Drittens: Elemente für den Schnellausbau von Radverkehrsinfrastruktur nutzen

Taktische Elemente und geschützte Radfahrstreifen sind eine gute Möglichkeit den Radverkehr schnell, effizient und kostengünstig zu fördern. Sie werden in vielen US-amerikanischen Städten genutzt.

In Sevilla investierte man in Hochbordradweg aus Sorge vor einem Rückbau bei einem Regierungswechsel. Bei der Breite der Zweirichtungsradwege ging man Kompromisse ein, weil man die Sichtbarkeit des Radverkehrs erhöhen wollte und zu der Zeit der Radverkehrsanteil gering war.

Der ADFC empfiehlt, dass Kommunen hier von Anfang an komfortable Breiten wählen sollten, um ein entspanntes Radfahren für alle zu ermöglichen – denn die Erfahrung zeigt, dass die Radverkehrsanlagen, wenn sie erst einmal da sind, auch genutzt werden.

Auch in Deutschland können Elemente des Schnellausbaus, wie geschützte Radfahrstreifen oder Pop-up-Radwege, im Einklang mit der Straßenverkehrs-Ordnung überall eingerichtet werden, wo sie die Verkehrssicherheit verbessern. Das ist an fast jeder mehrspurigen Hauptstraße in Deutschland der Fall.

Die Hürden für den schnellen Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur müssen jedoch abgebaut werden. Es kann nicht sein, dass eine Kommune erst Fahrradunfälle nachweisen muss, bevor sie einen Radweg anlegen kann. Es muss reichen, dass der Radweg wichtig für das kommunale Radverkehrsnetz ist.

Viertens: Alle Interessensgruppen mitnehmen

Die Beteiligung von Bürger*innen spielte bei allen Beispielen des ADFC-Projekts InnoRADQuick eine wichtige Rolle für den Erfolg der Maßnahmen. Sie sollte daher stets bei der Errichtung neuer Infrastrukturen oder der Umgestaltung des öffentlichen Raums berücksichtigt werden.

Durch taktische Maßnahmen und die Anwendung von Schnellausbauelementen profitieren Bürger*innen von einem Beteiligungsverfahren in Echtzeit, das schnelles Nachjustieren und Verbessern ermöglicht. So können verschiedene Ideen ausprobiert und aus dem Wissen der Zielgruppe gelernt werden.

Das Zusammenspiel aus Interessenvertretung, Aktivismus und öffentlicher Unterstützung ist wesentlich für den Erfolg einer ambitionierten Radverkehrspolitik.

Fünftens: Austausch fördern, dazulernen und Stillstand vermeiden

Die Beispiele zeigen sehr unterschiedliche Herangehensweisen und Möglichkeiten, den Bau und die Planung von Radverkehrsinfrastruktur und -netzen schnell umzusetzen. Wichtig ist, in den Austausch zu kommen und voneinander zu lernen.

Alle Beispiele des Projekts InnoRADQuick belegen, wie unabdingbar politischer Wille ist – und dass es möglich ist, schnell aktiv zu werden und „einfach anzufangen“.

Die Broschüre „InnoRADQuick - Schnell, innovativ und gut fürs Klima: So gelingt der fahrradfreundliche Umbau“ mit allen Beispielen und Erläuterungen kann in der blauen Servicebox heruntergeladen werden.

Förderlogos InnoRADQuick
Förderlogos InnoRADQuick © BMU/UBA

Das Projekt InnoRADQuick wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz und dem Umweltbundesamt im Zuge der Verbändeförderung gefördert.

alle Themen anzeigen

Werde ADFC-Mitglied!

Unterstütze den ADFC und die Rad-Lobby, werde Mitglied und nutze exklusive Vorteile!

  • exklusive deutschlandweite Pannenhilfe
  • exklusives Mitgliedermagazin als E-Paper
  • Rechtsschutz und Haftpflichtversicherung
  • Beratung zu rechtlichen Fragen
  • Vorteile bei vielen Kooperationspartnern
  • und vieles mehr

Dein Mitgliedsbeitrag macht den ADFC stark!

Zum Beitrittsformular
https://augsburg.adfc.de/artikel/erfolgsfaktoren-fuer-schnellausbau-von-radinfrastruktur

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) setzt sich mit seinen mehr als 200.000 Mitgliedern mit Nachdruck für die Verkehrswende in Deutschland ein. Wir sind überzeugt davon, dass eine gute, intuitiv nutzbare Infrastruktur, gut ausgearbeitete Radverkehrsnetze und vor allem Platz für Rad fahrende Menschen auch dazu einlädt, das Fahrrad als Verkehrsmittel zu benutzen. Wir möchten eine sichere und komfortable Infrastruktur für den Radverkehr, damit sich junge und junggebliebene Fahrradfahrende sicher und zügig fortbewegen können.

    Die Förderung des Radverkehrs ist nicht zuletzt auch ein politischer Auftrag, für den sich der ADFC stark macht. Unser Ziel ist es, alle Menschen, gleich welchen Alters und unabhängig von ihren Wohnorten, für das Radfahren und damit für die Mobilität der Zukunft zu gewinnen. Lesen Sie in unserem Grundsatzprogramm mehr über die Ziele und Forderungen des ADFC – und werden Sie Mitglied in der weltweit größten Zweiradgemeinschaft.

    weiterlesen

  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Radfahren muss sicherer und komfortabler werden. Wir nehmen dafür – auch Dank Ihrer Mitgliedschaft – nicht nur Einfluß auf Bundestagsabgeordnete, sondern setzen uns auf Landes- und Kommunalebene für die Interessen von Radfahrern ein. Für Sie hat die ADFC Mitgliedskarte aber nicht nur den Vorteil, dass wir uns für einen sicheren und komfortablen Radverkehr einsetzen: Sie können egal, wo Sie mit Ihrem Fahrrad unterwegs sind, deutschlandweit auf die AFDC-Pannenhilfe zählen. Außerdem erhalten Sie mit unserem zweimonatlich erscheinenden ADFC-Magazin Information rund um alles, was Sie als Radfahrer politisch, technisch und im Alltag bewegt. Zählen können ADFC-Mitglieder außerdem auf besonders vorteilhafte Sonderkonditionen, die wir mit Mietrad- und Carsharing-Anbietern sowie Versicherern und Ökostrom-Anbietern ausgehandelt haben. Sie sind noch kein Mitglied?

    weiterlesen

  • Bietet ihr auch Fahrradkurse an?

    Der ADFC Augsburg bietet seit 2021 Fahrsicherheitstrainings an. Dieses Training vermittelt Kenntnisse, die zu einer besseren Beherrschung des Fahrrades verhilft, insbesondere in kritischen Situationen. Es ist auch, aber nicht nur, für Fahrerinnen und Fahrern von E-Bikes/ Pedelecs geeignet. Weitere Informationen gibt es unter https://augsburg.adfc.de/artikel/fahrsicherheitstraining

    Der ADFC Augsburg bietet zur Zeit keine Fahrradfahrkurse an, in denen das Radfahren gelehrt wird.  Vielleicht traust du dir selbst zu, deine Bekannten zu unterrichten? Die ADFC Radfahrschule gibt dafür Praxis-Tipps: https://radfahrschule.adfc.de/tipps-zum-radfahren-lernen

  • Ich suche Kartenmaterial für meine Fahrradtour

    Fahrradkarten in Papierform bekommst du bei deinem lokalen Buchhandel. Insbesondere regionales Kartenmaterial ist bei den größeren Buchhandlungen in der Augsburger Innenstadt oft vorhanden. Jede Buchhandlung kann aber Karten in kurzer Zeit für dich bestellen. Einen Übebrlick über das Sortiment der ADFC Karten findest du unter https://www.fahrrad-buecher-karten.de.

    Wir empfehlen zudem die Nutzung digitaler Karten für die Planung deiner Tour, z.B. über die freie Karte http://www.opencyclemap.org, wo alle Fernradwege eingezeichnet sind bzw. https://maps.openrouteservice.org, wo du selbst Routen erstellen kannst. Es gibt aber viele weitere Anwendungen wie z.B. komoot oder outdooractive, wo du nicht nur Touren planen kannst, sondern dich auch durch die Touren anderer Nutzer*innen inspirieren lassen kannst.

  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

    weiterlesen

Bleiben Sie in Kontakt