Kaum Fortschritte in der Region – Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Test 2020
Über 3000 Radlerinnen und Radler haben letzten Herbst das Fahrradklima in Augsburg und um Augsburg herum bewertet – und im Ergebnis hat sich Augsburg leicht verschlechtert und haben sich die Städte im Umland unterschiedlich entwickelt.
- Stadtbergen, wo letzten Herbst durch den fast 500 m langen Pop-up-Radweg entlang der Bismarckstraße eine weithin begrüßte Maßnahme für den Radverkehr realisiert wurde. Das haben die Radfahrenden belohnt: Stadtbergen ist die einzige Stadt in der Region, die sich deutlich verbessern konnte. Sie liegt aktuell auf Platz 112 von 418 Kleinstädten mit unter 20.000 Einwohnern.
- Mering dagegen trägt die rote Laterne – nicht nur wegen notorischer Unfallschwerpunkte wie die Staatsstraße Mering-Königsbrunn, sondern auch wegen fast komplett fehlender Fahrrad-Infrastruktur in Mering selbst. Mering landet weit abgeschlagen auf Platz 406 der 418 Kleinstädte mit unter 20.000 Einwohnern.
- Bobingen, Königsbrunn, Diedorf und Neusäß verschlechtern sich alle leicht – was auch dem Bundestrend in dieser Stadtgrößenklasse entspricht.
Für Arne Schäffler, einem der Sprecher des Fahradverbands ADFCs in Augsburg, bietet das Ergebnis für die Region wenig Lichtblicke: „Abgesehen von Stadtbergen hat keine der Mittelstädte in der Region sichtbar in den Radverkehr investiert. Da gibt es noch viel zu tun – aber wenig Unterstützung vom Freistaat und von den Landkreisen.“ Schäffler weist darauf hin, das aktuell vor allem Radwege in der Peripherie ausgebaut werden, etwa an der A8-Anschlussstelle Adelsried. Notwendig aber wäre, sich auf die Radverkehrsführung in den Hauptstraßen von Aichach, Friedberg oder Mering zu konzentrieren. „Dort passieren die Unfälle. Und dort fühlen sich die Radfahrenden aller Altersgruppe am meisten durch Autos bedrängt und gefährdet“. Mit einer Ausnahme. Für absolut dringend hält Schäffler „Maßnahmen an der Staatsstraße 2380 im Abschnitt entlang des Mandicho-Sees. Dort herrscht an Wochenenden heftiger Freizeitverkehr und für Radfahrende ist die Querung der Staatsstraße stressig und gefährlich. Eine Idee wäre, durch Verkehrsinseln Querungshilfen zu schaffen, die gleichzeitig die Autos zum Abbremsen zwingen.“
Zum Hintergrund:
Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Umfrage zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom Fahrradclub ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt und fand 2020 zum neunten Mal statt. Zwischen September und November 2020 konnten Radfahrerinnen und Radfahrer ihre Meinung zum Fahrradklima in ihrer Stadt abgeben. 2020 bewerteten deutschlandweit rund 230.000 Menschen das Fahrradklima, 40 % mehr als im Vorjahr.
Bayernweit bleibt das Fahrradklima weiterhin unbefriedigend und wird von den Befragten im Durchschnitt mit 3,9 bewertet. In Bayern sind 167 Städte und Gemeinden in die Wertung gekommen, deutlich mehr als im Jahr 2018 (86).