Planfeststellung Straßenbahnlinie 5 - Stellungnahme für den Rad- und Fußverkehr
Das Forum Augsburg lebenswert hat die Planfeststellungsunterlagen für den Bau der Linie 5 analysiert und fordert insbesondere die Kreuzungen zu überarbeiten, um Radfahrenden und zu Fuß Gehenden ein zügiges, sicheres Vorankommen zu ermöglichen.
Wer eine neue Straßenbahnlinie quer durch eine 2000 Jahre alte Stadt bauen will, braucht einen langen Atem. Gleise und Haltestellen treten in Konkurrenz mit dem Platzbedarf von Kraftfahrern, Radlern und Fußgängern. Anwohner wehren sich gegen Baumfällungen und (noch mehr) Straßenlärm vor ihrem Haus.
Die Planung der Straßenbahnlinie 5 begann vor über 15 Jahren. Man sollte erwarten, dass diese lange Zeit dazu genutzt wurde, ein faires Miteinander der verschiedenen Interessen und Mobilitätsträger auszuhandeln.
Arne Schäffler ist einer der Sprecher des Forum Augsburg lebenswert, der Zusammenschluss von 8 in Augsburg aktiven Umwelt- und Mobilitätsverbände. Er nimmt kein Blatt vor den Mund: „Aus dem fairen Miteinander ist nichts geworden – es wurde reingequetscht statt Platz zu schaffen. Niemand hat gewagt, die Verkehrsströme zu entzerren. Stattdessen diktieren die Stadtwerke jetzt die maximale Verdichtung.“ Die Folgen: die Kreuzungen im Verlauf der Trasse bekommen einen in Augsburg bisher ungekannten Verhau an Markierungen, Pfeilen, Ver- und Geboten. „Vieles werden die Betroffenen nicht verstehen – oder, etwa im Dunkeln oder im Winter, nicht einmal erkennen können. In der Folge“, so Schäffler, „drohen täglich Gefahrensituationen – und damit auch Unfälle. Und die Leidtragenden sind wieder einmal der Rad- und Fußverkehr.“
In der aktuellen SWA-Planung, so das FAL, rächen sich zudem alte Fehler. Jörg Schiffler, Augsburger Vertreter des ökologisch orientierten Verkehrsclubs Deutschland, hat die Planung von Anfang an verfolgt. Er erkennt in den Ergebnissen „eine Konfliktvermeidungsstrategie der Stadtregierung. Der öffentliche Raum wurde verteilt wie seit 70 Jahren: der Kfz-Verkehr muss fließen, die Straßenbahn muss irgendwie fahren, und für den Rest schauen wir was noch möglich ist.“
Die hier vorgelegte Auswertung belegt dies an sechs Beispielen. Der Grundbefund:
Während sich für den Autoverkehr nicht viel ändert, werden sich Rad- und Fußverkehr an viele neue Markierungen, Pfeile, Umwege, Ver- und Gebote gewöhnen müssen. Der Verkehrsraum für Radler wird eingeengt; sie werden auf teils sehr enge Radwege gezwungen. Fußgänger drohen an diversen Stellen durch Radfahrende bedrängt zu werden.
Um das zu ändern, fordert das FAL:
Mehr Radler-Aufstellflächen vor Kreuzungen. Diese erleichtern auch das Linksabbiegen – und schaffen Platz für die Fußgänger, die die Kreuzung überqueren.
Weitgehender Verzicht auf indirektes Linksabbiegen mit Wartephasen auf der Kreuzungsfläche.
Dringend überplant werden müssen die hochfrequentierte Querung Rosenaustraße / Pferseer Straße, die Planungen für die Perzheimstraße und den Bucheggerplatz
Auch wenn es niemand hören will: Überdacht werden sollte auch die geflügelte Trassenführung (4 C). Denn die Planfeststellung macht es offensichtlich: weder die Straßenbahn, noch der Fahrrad- und Fußverkehr profitieren von diesem „politischen“ Kompromiss.
Was ist die bessere Trasse? Auch wenn der Stadtrat die Entscheidung für die sog. „Vorzugsvariante“ gefällt hat, bietet sie in der Gesamtschau eigentlich nur Nachteile. Die offensichtlich bessere Lösung ist, die Straßenbahn in beiden Richtungen durch die Hörbrotstraße zu führen. So werden auch die Alleen in der Rosenaustraße erhalten und den Radfahrenden breitere Wege zur Verfügung stellt. Auch die Pferseer Straße profitiert.