Stellungnahme zum Verkehrsversuch in der Hermanstraße

Der ADFC begrüßt den Verkehrsversuch in der Hermanstraße. Er ist ein sichtbares Bekenntnis der Stadt für den Radverkehr und verkleinert die Lücken in der Radachse von Göggingen in die Innenstadt. Es gibt aber noch offene Punkte.

Die Planung für diesen Verkehrsversuch in der Hermanstraße wurden 2020 in verschiedenen Gremien diskutiert, auch unter Einbeziehung des ADFC. Dabei wurde seitens des ADFC auf offene Punkte der Planung hingewiesen, die zum Teil leider ungelöst blieben und nun für Diskussionen sorgen.

  • Das größte ungelöste Problem der jetzigen Gestaltung ist die weiter fehlende Anbindung des Radstreifens an die Kaiserhofkreuzung. Große Kreuzungen stellen immer ein Gefahrenpotential dar. Gerade deshalb ist eine gute Radverkehrsführung unerlässlich. Den Platz für einen durchgehenden Radstreifen bis zur Kaiserhofkreuzung inklusive einer Aufstellfläche hätte die Stadt über ein Rechtsabbiegeverbot von der Hermanstraße in die Schießgrabenstraße schaffen können. Diese Chance wurde versäumt. Damit bleibt die größte Unfallgefahrenstelle innerhalb der Hermannstraße unangetastet. Der ADFC fordert die Stadt deshalb auf, als Erstmaßnahme noch innerhalb des Verkehrsversuchs für diesen Abschnitt Tempo 30 anzuordnen.
  • Auch stadtauswärts ist die Radroute noch lückenhaft. So wurden im Bereich Hermannstraße 6-10 einige Parkplätze markiert. Der ADFC hatte dort einer Haltebucht zugestimmt, um die Arbeit des Dominikus Ringeisen-Werks nicht zu erschweren – nicht aber, dass der Fahrradstreifen hier komplett verschwindet und eine Parkbucht eingerichtet wird. Leider sieht die Beschilderung jetzt lediglich ein eingeschränktes Halteverbot an Werktagen von 6-19 Uhr vor. Abends und am Wochenende dürfen Autos also durchgängig parken. Das heißt, Radfahrerinnen müssen sich in diesem Abschnitt nun die meiste Zeit in den Autoverkehr hineinquetschen, was unstrittig wieder Unfallgefahren schafft.
  • Am südlichen Ende der Hermannstraße führt die Stadt den Radweg stadtauswärts auf den dort nur schmalen Gehweg. Dies ist keine wirkliche Lösung, denn sie provoziert Konflikte zwischen Radfahrern und Fußgängerinnen. Hier wäre eine Verbesserung der Auffahrt und eine Verbreiterung des Hochbords nötig.
  • Da die Stadt für Linksabbieger Richtung Ladehofstraße stadteinwärts einen eigenen Fahrstreifen schaffen wollte, werden die Radfahrenden jetzt auch in diesem Bereich auf den Gehweg verbannt. Das ist alles andere als eine Verbesserung: Nicht nur besteht Konfliktpotential mit Fußgängern. Auch die hochfrequentierte Hoteltiefgaragenausfahrt kreuzt diesen Gehweg. Last not least nimmt ein neuer Mast des Parkleitsystems Platz weg – für den ADFC überflüssig und höchst ärgerlich, denn dieser Mast hätte auch weiter nördlich aufgestellt werden können.
  • Die abgesenkte und geöffnete Abzweigung in die Beethovenstraße bietet eine Alternative für Radfahrerinnen mit Ziel Richtung Hall- und Maxstraße. Sie wird nun aber auch von PKWs genutzt. Die Auffahrt sollte rasch wieder verengt werden, z. B. durch Poller, damit keine PKWs mehr durchpassen. So kann verhindert werden, das sich der Parkplatzsuchverkehr im Beethovenviertel noch weiter ausbreitet.
  • Ein Ärgernis sind die vielen PKWs, die die neugeschaffenen Radwege beparken, oft auch über Nacht und für viele Stunden. Hier fordert der ADFC intensive Kontrollen, bis sich die neue Situation eingespielt hat.

Der ADFC fordert das Tiefbauamt auf, sich mit den Betroffenen rasch an einen Tisch zu setzen, um die Vielzahl der Mängel aufzuarbeiten und den Verkehrsversuch zum Erfolg zu führen.


https://augsburg.adfc.de/pressemitteilung/stellungnahme-zum-verkehrsversuch-in-der-hermanstrasse

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